der Widerruf der Anspruchsberechtigung nach dem Opferfürsorgegesetz (OFG) durch das Sozialministerium, als es herausfand, daß der Betreffende nicht den roten Winkel der politisch Verfolgten, sondern den rosa Winkel der Homosexuellen trug.
Im Inneren der Säulen, das durch Gucklöcher in Nabelhöhe einsehbar war, waren ganz persönliche Dokumente reproduziert – Briefe, Karten, Fotos –, die von der Kriminalpolizei und der Gestapo im Zuge ihrer Amtshandlungen beschlagnahmt und den Akten beigelegt worden waren. Die persönlichen Dokumente waren absichtlich so placiert, daß sich die BetrachterInnen nicht nur vor- und damit verbeugen mußten, sondern auch das Gefühl bekamen, wie durch ein Schlüsselloch in die Privatsphäre der verfolgten Menschen einzudringen. An sich ist es ja höchst problematisch, dieses Private nochmals an die Öffentlichkeit zu zerren, aber andererseits war das ein wichtiger Aspekt der Dokumentation.
Vorwort
Die Ausstellung „Aus dem Leben – Die nationalsozialistische Verfolgung der Homosexuellen in Wien 1938-45“ war ein Projekt der Homosexuellen Initiative (HOSI) Wien – 1. Lesben- und Schwulenverband Österreichs (www.hosiwien.at) im Rahmen von Europride, der 2001 in Wien stattfand.
Die Ausstellung zeigte die Verfolgung anhand von offiziellen und privaten Dokumenten, die auf und in 14 rosa Säulen präsentiert wurden. Außen wurden „typische“ Dokumente behördlicher Verfolgung reproduziert: u. a. Strafanzeigen der Polizei, Hausdurchsuchungs-berichte, Aktenstücke aus Gerichtsverfahren, lapidare Meldungen über die Aberkennung des akademischen Grads, den Selbstmord eines Verhafteten, den Tod an der Front im Zuge der sogenannten „Frontbewährung“, die Überstellung in ein KZ, die Überweisung in ein Wiener Spital zur „freiwilligen“ Kastration und schließlich auch ein Dokument aus der Nachkriegszeit:
Dieses Konzept schien den Ausstellungsmachern ein gangbarer Kompromiß zu sein.Wir haben versucht, dieses Konzept auch hier bei der virtuellen Gestaltung der 14 „Säulen“ umzusetzen.
Die ausführliche Einführung zur Ausstellung von Niko Wahl und Hannes Sulzenbacher, wie sie auch in der Begleitpublikation veröffentlicht wurde, ist hier verfügbar (zum Download hier klicken).
Kaum aufgestellt, wurden die Ausstellungssäulen noch vor ihrer offiziellen Eröffnung umgeworfen und beschädigt. Ein Bericht darüber mit Fotos findet sich unter dem Menüpunkt Anschlag.